Am Samstag, den 6. September 2014, 7.00 Uhr, treffen sich rund 50 Personen, Männer und Frauen, an der FU Berlin, Königin-Luise-Str. Was sie miteinander verbindet ist die Vorfreude auf die Imkerreise nach Posen. Und wir sind nicht enttäuscht worden. Es war klasse. Ein tolles Programm. Drei Tage Informationen über Bienen, Imkern, Posen und Umgebung. Dazu gab es reichlich Gelegenheit für Gespräche und zum Kennenlernen.
1. Tag: Besuch des polnischen Imkertages in Babimost und Nationalmuseum der Landwirtschaft in Szreniawa
Babimost (deutsch: Bomst) ist eine polnische Kleinstadt. Sie liegt etwa 80 Kilometer von der deutschen Grenze entfernt. Ankunft dort gegen Mittag. Der Imkertag wurde gerade feierlich eröffnet. Habe bedauert, kein Wort polnisch zu verstehen. Auch die Kommunikation mit den vielen Händlern war schwierig. Habe noch nie so viele Händler mit Imker-Produkten an einer Stelle gesehen. Ich habe mich für einen Stand mit vielen Wachsformen begeistert. Interessant war auch die Ausstellung über alte Imkerprodukte. Da wurde z.B. die allererste Kletterhilfe gezeigt, mit denen der Zeidler (Imker) damals noch auf die Bäume hochsteigen musste. Auch wurde der Wandel von der festen Bienen-Behausung hoch oben im Baum bis zur Magazin-Imkerei gezeigt. Die Zeit reichte nicht, um sich alles anzusehen.
Weiterfahrt nach Szreniawa. Dort wurden wir im größten Museum Polens für landwirtschaftliche und lebensmittelindustrielle Themen erwartet. Das Museum liegt in der Nähe von Posen am Rande des Wielkopolski-Nationalparks. Die rund 120.000 Quadratmeter große Anlage gehört zu den größten Museen der Art in Europa. Für dieses schöne Museum hatten wir leider nur 2 Stunden Zeit. Die Zeit reichte also nur, um sich einen groben Überblick zu verschaffen. Das Museum befindet sich auf dem Gelände des ehemaligen Gutshofes eines landwirtschaftlichen Betriebes. Ursprünglich stand es im Besitz der Posener Bischöfe. Im Jahr 1848 erwarb der deutsche Herrmann Bierbaum das Gut und benannte es Marienberg. Unter Bierbaum wurden ein stattliches Herrenhaus im Park sowie ein großzügiger Gutshof errichtet. Nach einer wechselvollen Geschichte wurde der gesamte Gutshof 1999 unter Denkmalschutz gestellt und aufwendig restauriert. Ich war überrascht, wie viele Einrichtungsgegenstände der ehemaligen Eigentümerfamilien ausgestellt waren. Überhaupt war alles sehr gepflegt. Das war aber nicht immer so. Auf Schautafeln wurde gezeigt, wie die Gebäude vor der Restaurierung aussahen. Zum Teil wurden die Gebäude vor dem Verfall bewahrt.
2. Tag: Poznań (deutsch: Posen)
Ein ganzer Tag Posen „pur“. Die Zeit hat gerade gereicht, um die wichtigsten Sehenswürdigkeiten zu sehen. Begleitet wurden wir von einer Dolmetscherin. Für mich war die Attraktionen des Tages die Schlossbesichtigung. Das Schloss wirkt wie eine mittelalterliche Festungsanlage. Es wurde von Kaiser Wilhelm II von 1905-1910 errichtet. Kaiser Wilhelm wollte das Schloss als Reisestation nutzen. Für Hitler wurde das Schloss umgebaut. Es ist heute das Kulturzentrum. Zahlreiche Künstler haben das Innere prunkvoll gestaltet. Davon ist heute nicht mehr viel übrig geblieben. Es sind nur noch sehr wenige Einrichtungsgegenstände vorhanden. Der Schlossführer hat es aber perfekt verstanden, den damaligen Geschmack und die Symbolik, die von den Gegenständen ausging, darzustellen. Sehenswert ist auch die Innenstadt mit dem Alten Rathaus und dem Alten Markt sowie die Kathedrale, die sich auf der Dominsel befindet. Das schönste Einkaufszentrum Europas in der Kategorie der mittelgroßen Shopping-Center befindet sich ebenfalls in Posen. Es handelt sich um eine umgebaute Brauerei. Der Titel wurde bereits im Jahr 2005 verliehen. Auch wenn der Preis schon fast 10 Jahre zurück liegt, es ist immer noch eine schöne Einkauf-Meile. Breite Wege und Plätze, die mit vielen Kunstwerken bestückt sind.
3. Tag: Besuch der Imkerei Mrowka und des Ostwalls
Wir wurden sehr gastfreundlich von den Eheleuten Mrowka empfangen. Herr Mrowka hat uns seine Betriebsweise vorgestellt. Er ist Erwerbsimker und bewirtschaftet ca. 300 Völker. Vor einigen Jahren hat er von Holz- auf Styroporbeuten umgestellt. Dabei ergaben sich anfänglich Schwierigkeiten mit Schimmelbildung. Herr Mrowka hat uns sein Verfahren zur Pollen-Gewinnung und für die Königin-Zucht gezeigt. Weiter ging die Fahrt zum Ostwall. Es handelt sich um eine unterirdische Befestigungsanlage. Mit dem Bau wurde bereits 1934 begonnen, zwischendurch aber unterbrochen, weil die Verteidigung der Westgrenze vordringlicher war. Die Anlage wurde nicht fertig gestellt. Es handelt sich um ein Hohlgangsystem, bombensicher und für einen eingleisigen Feldbahnverkehr ausgelegt. In dem unterirdischen System befinden sich Bahnhöfe, Werkstätten, Maschinenräume und Kasernen. Die Länge beträgt mehrere Kilometer und ist 1-2 Kilometer unter der Erde. Vorsichtig sind wir die vielen Treppenstufen hinabgestiegen. Ein beklemmendes Gefühl, als wir die Betriebsstätten dort unten besichtigt haben. Spät abends erreichten wir Berlin. Wir waren uns alle einig. Es war eine tolle Fahrt. Viele Eindrücke. Essen und Trinken kam ebenfalls nicht zu kurz. Hotel Ikar in Posen ist ebenfalls empfehlenswert. Herzliches Dankeschön an die Organisation.
Bericht: Birgit Hach-Klarholz
Fotos: Sabine Romroth, Fritz Klarholz, Tanja Wortmann, Milan Tillich, Benedikt Polaczek