Bienen – „vegetarische“ Insekten. Von den Pflanzen sammeln sie Nektar (Kraftnahrung) und Pollen (Eiweißnahrung). Beim Sammeln bestäuben die Bienen die besuchten Pflanzen. Sie leben auf unserer Erde schon seit nahezu 100 Mio. Jahren (Kreidezeit). Auf der Erde leben über 20.000 Bienenarten. Die meisten von ihnen leben einzeln; und nach getaner Arbeit (ca. 4-6 Wochen) sterben sie. Die alleingelassene Brut (meistens Larven) entwickeln sich weiter im Nest. Nach knapp 11 Monaten schlüpfen die voll entwickelten Bienen aus ihren Zellen.
Zuerst lebten die Honigbienen nur in Asien, dann verbreiteten sie sich in Afrika und Europa. Durch den Menschen wurden sie schließlich auch nach Amerika und Australien gebracht. Bei der großen Menge der Bienen auf der Welt leben nur neun Bienenarten ständig als Volk. Acht davon lebt in Asien, nur eine Art der übrigen Welt: die westliche Honigbiene Apis mellifera. Sie baut ihre Nester immer überirdisch in einer trockenen Baumhöhle odgl.
Die wichtigste Aufgabe der Honigbiene ist die Bestäubung von Blüten. Die Bestäubung der von Insekten besuchten Pflanzen wird zu 80% von Honigbienen, zu 15% von Hummeln und zu 5% von Wildbienen, Wespen, Fliegen, Ameisen und anderen Blütenbesuchern erbracht.
Bienenvolk
Die Honigbienen sind die besten Bestäuberinnen, weil sie:
– Völker bilden
– als Volk Überwintern
– kommunizieren über Bienentänze
– Blüten-stetig sind
Honigbienen leben ihr ganzes Leben über (im Sommer 6 Wochen, im Winter bis zu 6 Monaten) in einem Volk. Allein ist eine Honigbiene nicht überlebensfähig. Im Winter besteht ein Volk aus einer Königin und zwischen 5 000 und 20 000 Arbeiterinnen. Im Sommer (Mai – Juli) erhöht sich die Zahl im Volk zu 40 000 – 60 000 Arbeiterinnen und bis zu 2.000 Drohnen. Bei den Honigbienen legt nur die Königin Eier (Im Frühling und Sommer bis zu 2.000 Eier pro 24 Stunden). Nach einer guten Überwinterung (April) hat ein Bienenvolk schon eine Stärke von 10.000 – 20.000 Arbeiterinnen, die Hälfte davon sind Sammlerinnen. Das Volk wächst sehr schnell.
Schon zur Obstblüte verdoppeln die Völker ihre Anzahl. Durch ihre Bestäubung steigen die Güte der Früchte und der Ernteertrag. Bienen sind der wichtigste Partner für die Landwirtschaft. Sie sind blütenstetig, d.h. fliegen Bienen einen Apfelbaum an, so fliegen sie weiterhin nur die Blüten der Apfelbäume an, bis diese Tracht (Nahrung für die Bienen) vorüber ist. Findet eine Biene eine blühende Pflanze, kommt sie nach Hause und gibt den anderen Arbeiterinnen eine Kostprobe davon, bevor sie auf der senkrechten Wabe tanzt. Das ist die sogenannte Bienensprache. Die tanzende Biene zeigt die Richtung und Entfernung zum Futterplatz an. Darauf fliegen aus dem Volk mehrere Sammlerinnen dorthin. Kehren diese mit Erfolg nach Hause, dann tanzen sie wiederum und werben erneut Arbeiterinnen. Die ständig wachsende Zahl von Sammlerinnen auf der blühenden Pflanze führt zur schnellen und sicheren Bestäubung der Pflanze, da der richtige Pollen auf die zugehörige Narbe gelangt. Damit führt der Besuch einer Biene fast immer zur Befruchtung bzw. Früchtebildung. Die anderen Bestäuber und Blütenbesucher finden die blühende Pflanze nur durch Zufall und sie informieren auch nicht das Volk (z.B. Hummeln), woher der gesammelte Nektar oder Pollen stammt.
Bienenhaltung
In Laufe der Zeit konnten die Honigbienen immer weniger Nistplätze finden. Auf der Welt gibt es immer weniger Urwälder und immer weniger Bäume, die eine Nistmöglichkeit bieten. In Mittelalter hat der Zeidler (damalige Imker) in den Bäumen im Wald für die Bienen passende Höhlen gemacht, die von wilden Bienenschwärmen besiedelt wurden. Die Zeidlerarbeit war sehr schwierig (große Höhe) und gefährlich (wilde Raubtiere), deshalb hat er aus den Bienenbäumen Stammteil mit den Waben herausgeschnitten und nach Hause gebracht. Die Teile wurden im Hausgarten liegend oder stehend aufgestellt. Zum Schutz haben diese Klotzteile ein Strohdach bekommen. (Bild einer Klotzbeute) In den nächsten Jahrhunderten wurden die Bienenwohnungen weiter entwickelt. In der Gegend, wo wenige Bäume waren, hat der Zeidler Körbe aus Stroh geflochten. Auf der alten Europakarte sieht man, dass in der nähe von Berlin eine Trennlinie verlief. Nach Westen wurden die Bienenvölker in Körben, nach Osten in den Klotzbeuten gehalten. In den folgenden Jahren wurden die Bienenwohnungen aus Holzbrettern gebaut. Mitte des XIX Jahrhunderts konnte der Imker schon die gebauten Wachswaben rausnehmen, kontrollieren, später schleudern und wieder benutzen. Ab jetzt mussten die Bienen nicht immer wieder neue Waben bauen, so konnte auch der Imker mehr Honig pro Volk gewinnen. Heutzutage sind Bienenbeuten aus Holz gebaut und oft auch aus Styropor. Man kann die Nistraumgröße durch Zugabe (Frühling, Sommer) oder Abnahme (Herbst) eines Magazins vergrößern oder verkleinern.
Die modernen Bienenbeuten ermöglichen den Imkern auch eine Wanderung in ein Gebiet, wo die Bienen mehr Nahrung finden.
In Deutschland und auch in Europa werden die meisten Völkern von Hobbyimkern gehalten. Nur ca. 5% halten die Berufsimker. Am 31.12.2010 hatten wir in Deutschland 685.441 Völker und 91.230 Imker. Durchschnittlich hatte ein Imker 7,5 Bienenvölker. Um eine gute Bestäubung bzw. Honigernte zu erreichen, braucht man 4 Bienenvölker pro km2. Viel zu wenig Bienen haben wir in den drei Neuen Bundesländern (Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern). In Brandenburg sind es nur 1,1 Volk/km2. Mit ihrer Arbeit tragen die Bienen zum Erhalt von Pflanzen und deren Artenvielfalt bei. Nach Angaben der Welternährungsorganisation der Vereinigten Nationen (FAO) hängen 35% der weltweiten Nahrungsproduktion von Bestäubern (in erster Linie der Honigbiene) ab. In den letzten siebzehn Jahren haben wir in Deutschland 49,5% Völker und 25,7% Imker verloren. Wenn wir nichts unternehmen, werden wir bald keine Honigbienen mehr haben.
Dr. Benedikt Polaczek
Freie Universität Berlin
Nat Lab – Bienen
Königin-Luise-Str. 1-3
14195 Berlin
E-Mail: polaczek@zedat.fu-berlin.de
Imkerverein Berlin-Zehlendorf und Umgebung e.V.
Fotos: Reinhardt Löwe, Imkerverein Berlin-Zehlendorf und Umgebung e.V