Die diesjähjrige Imkerreise führte die Mitglieder von 6. bis 9. September 2018 nach Polen.
Reiseverlauf:
- Tag: Fahrt nach Danzig,
- Tag: Fahrt auf dem Oberlandkanal von Elbing nach Buczyniec,
Besuch der Imkerei Miodolandia in Stanislowo - Tag: Besichtigung Oliva und Danzig
- Tag: Besichtigung der Burg Marienburg in Marienburg und Rückreise nach Berlin
1. Tag: Anreise nach Danzig, Mittagessen in Ryman und Abstecher nach Orlowo
Die Fahrt hat 10 Stunden gedauert. Die Hinfahrt führte uns über Stettin an der Ostküste entlang bis nach Danzig. Dabei ist die Strecke kilometermäßig gar nicht so lang. Ein gigantisches Straßenbau-Programm hat Polen angestoßen. Es werden 470 Kilometer Autobahnen und Schnellstraßen gebaut. Gefühlt ist ganz Polen eine Baustelle. Eines der wichtigsten Projekte ist der Bau der Expressstraße S6. Sie geht von der deutschen Grenze bei Stettin parallel zur Küste bis nach Danzig. Es liegen noch die Betonplatten aus den 30iger Jahren. Für Polen ist die ehemalige Reichsstraße bald Geschichte. Die Autostraße soll 2020 fertig werden. Ich kann mir vorstellen, dass das gelingt. Soviel Arbeitskräfte, auch am Wochenende, habe ich noch nie auf einem Autobahnabschnitt in Deutschland gesehen. Rast haben wir im Ort Ryman gemacht, im Schloss Ryman, einem eleganten Tagungshotel. Das Mittagessen war bereits vorbestellt. Wir konnten zwischen verschiedenen Suppen oder Piroggen wählen. Da noch viel Strecke vor uns lag, konnten wir nicht lange verweilen. Dabei wäre der Schlosspark ideal zum Flanieren gewesen! Die Fahrt bis nach Danzig zog sich dann noch bis zum Abend hin. Da es kein großer Umweg war, machten wir einen Abstecher zur Ostseeküste, nach Orlowo. Orlowo gehört zu Gdynia (Gedingen) und ist ein eleganter Badeort. Das war er auch schon vor dem Krieg. Bereits 1924 führte eine Seebrücke ins Meer. Mit damals recht beachtlichen 115 m war sie ein bisschen kürzer als heute. Jetzt ist die Seebrücke 180 m lang. Dazu sehr breit. Es lässt sich dort richtig gut flanieren und fotografieren. Die Seebrücke ist ein beliebtes Motiv für frisch vermählte Brautleute. Von der Seebrücke konnten wir in einen Blick auf das Kliff der Hochredlauer Kämpe werfen und bis nach Danzig und noch weiter bis zur Frischen Nehrung. Das Meer hat sich von seiner Schokoladenseite präsentiert. Es lag ruhig wie in einer Badewanne. Nur ein laues Lüftchen umschmeichelte unsere Wangen. Jacken überflüssig. So warm war es. Im Gegenteil, das Wetter verführte zum Eis essen. Die Umgebung von Orlowo gehört zur Kaschubischen Schweiz. Die Gegend ist in eine Hügellandschaft eingebettet. Die Ortsschilder haben wie bei uns im Spreewald zwei Namen, einen polnischen und einen kaschubischen. Dann endlich Ankunft im Hotel ,,Amber”.
Mit dem Hotel ,,Amber” haben wir einen guten Griff gemacht. Die Zimmer einschließlich Bad waren sehr geräumig. Ein Wasserkocher mit Tee und Kaffee gehörte zur Ausstattung. Besonders überrascht war ich von der reichhaltigen Auswahl am Frühstücksbüffet. Neben dem üblichen Wurst- und Käseaufschnitt gab es verschiedene Sorten Obst und frisches Gemüse wie Tomaten, Gurken und Paprika. Sogar Fischfeinschmecker kamen auf ihre Kosten. Dazu die obligatorischen Brötchen, aber auch verschiedene Sorten Brot. Kaffee-Spezialitäten gab es vom Automaten. Tee-Freunde konnten unter verschiedenen Sorten auswählen.
2. Tag: Schiffsfahrt auf dem ehemaligen Oberlandkanal, Besuch einer Imkerei
Frühes Aufstehen war angesagt. Bereits um 6.45 Uhr mussten wir losfahren. Die frühe Uhrzeit war den vielen Baustellen geschuldet. Das Schiff fuhr planmäßig um 8.45 Uhr ab Elbing. Die Landschaft präsentierte sich zunächst geheimnisvoll mit einer leichten Nebeldecke. Dann zog die Sonne die Decke ab und erwärmte die Landschaft und uns. Später wurde es sogar richtig heiß. Die Fahrt dauerte etwa 4,5 Stunden. Zunächst fuhr das Schiff über den Druzno-See (Drausen-See). Von dort geht es in den ehemaligen Oberlandkanal und weiter bis nach Masuren. Soweit sind wir nicht gefahren. Für uns endete die Fahrt in Buczyniec. Die Fahrt war ein einzigartiges Erlebnis. Zunächst der Drausen-See. Der See ist ein einmaliges Naturerlebnis, ein einzigartiges Vogelparadies. Mich hat der See ein bisschen an das Wattenmeer erinnert. Wie Watt glänzte das Wasser so weit wie das Auge sehen kann. Wir haben Silberreiher, Seemöven, Seeadler, Watvögel und Falken gesehen. Dazu viele andere bekannte und unbekannte Vögel. Dem Drausensee schließt sich der Oberlandkanal an. Die Höhenunterschiede betragen ca. 99 m. Über 5 geneigte Ebenen wird das Schiff auf spezielle Plattformen verlegt, die auf Schienen mit stählernen Seilen über Land gezogen werden. Genauer gesagt, das Schiff fährt über den Berg und wird wieder zu Wasser gelassen. Bei den geneigten Ebenen befinden sich denkmalgeschützte Gebäude mit Maschinenanlagen. Die geneigten Ebenen im Kanal sind die einzigen weltweit, die noch betrieben werden. Der Kanal ist ein technisches Denkmal und zählt zu den ,,Sieben Wundern Polens”. Im ehemaligen Ostpreußen zählt der Kanal neben der Burg Marienburg zu den schönsten und attraktivsten Bauwerken. In Buczyniec befindet sich ein kleines Museum, in dem Geschichte und Technik des Kanals gezeigt werden. In Buczyniec wartete auch der Bus auf uns und es ging zur Besichtigung der Imkerei. Das Imkerehepaar begrüßte und freundlich und herzlich. Als erstes stärkten wir uns bei Kaffee und selbst gebackenen Kuchen. Der Kuchen schmeckte köstlich. Es gab Kuchen ,,satt”. Das Imkerehepaar hat große Bewunderung bei uns hervorgerufen. Sie machen alles allein ohne Angestellte. Er kümmert sich um die 200 Völker. Sie ist für die Vermarktung zuständig. Seit 3 Jahren existiert der Betrieb.
3. Tag: Danzig
,,Immer wieder sind die Menschen von dem einzigartigen Zauber gepackt worden, den Danzig ausstrahlte. Wo gab es je eine so innige Verschmelzung von ehrwürdiger Vergangenheit und geschäftiger Gegenwart. Prunkvoll waren die schmalen giebelgeschmückten Patrizierhäuser mit ihren eigentümlich hohen Fenstern in Danzigs Haupt- und Geschäftsstraßen”. Diese Beschreibung über Danzig aus der Zeit vor seiner Zerstörung im Zweiten Weltkrieg habe ich in einem alten Buch gefunden. Diesen Zauber von Danzig hat unsere Stadtführerin Aleksandra uns vermitteln. Gestartet sind wir am ehemaligen Zisterzienser Kloster in Oliva. Oliva gehört inzwischen zu Danzig. In der Kathedrale von Oliva steht eine wertvolle Orgel aus dem Jahr 1788. Mit 5100 Pfeifen und 110 Registern war sie damals die größte Orgel der Welt. Die Orgel imponiert durch ihren Klang. Touristenmagnet sind die täglichen Kurzkonzerte. Klingende süße Gesänge von Engeln bis zu wütenden Weltuntergangsklängen hat der Organist der Orgel entlockt. Die größte Orgel-Pfeife ist 10 Meter lang. Die kleinste Pfeife hat nur die Größe eines Streichholzes. Die Kirche ist eingebettet in einen wunderbar gepflegten Park mit einem Rokokoschloss.
Danzig hat etwa 460.000 Einwohner. In Danzig begannen die Arbeiter Aufstände. Was auf der Werft 1980 mit einem Streik der Werftarbeiter begann, breitete sich in ganz Polen aus. Ganz Polen hat gestreikt. Damals arbeiteten auf der Danziger Werft 17.000 Menschen. Heute sind dort nur noch 2.500 Beschäftigte. Am Hafen befindet sich das Zentrum der Solidarität. Wir sind nur mit dem Bus vorbei gefahren. Einen ausführlichen Stadtrundgang mit Marienkirche, Kranentor, Frauengasse machten wir zusammen mit unserer Führerin. Bei der Marienkirche soll es sich um die größte Backsteinkirche der Welt handeln. Die eigentümlich hohen Fenster in den Gassen von Danzig sind der Fenstersteuer geschuldet. Damit wollte der Bauherr Steuern sparen. Die Frauengasse und die Biergasse werden gesäumt von prächtigen Häusern. Die Treppenaufgänge sind reich mit Beischlägen verziert. Viele Händler stehen auf der Straße und verkaufen Bernsteinschmuck. In einem Schmuckgeschäft hat uns die Reiseführerin demonstriert, wie echter Bernstein von gefälschtem Bernstein zu unterscheiden ist. Echter Bernstein brennt mit einer hohen Flamme und riecht dabei sehr gut. Da es nicht ratsam ist, ein Streichholz unter eine Kette zu halten, bleibt nur der Wassertest. Bernstein schwimmt auf dem Wasser.
4. Tag: Die Burg in Marienburg
Die Marienburg ist die größte aus Backsteinen erbaute gotische Burg der Welt. Der über 20 Hektar große Burgkomplex besteht aus 3 Burgen, der zu einem Gebäude verbunden ist. Die Burg war zunächst 150 Jahre das Herrschaftszentrum des Deutschen Ordens. Dann gehörte die Marienburg 300 Jahre zur polnischen Krone und war eine der Residenzen der polnischen Monarchen. Danach wandelten die Preußen die Burg in eine Kaserne um. Dadurch wurde viel Historisches aus der Zeit des Deutschen Ordens zerstört. Erst später erkannten die Preußen ihren Frevel. Sie stellten die Burg zu Beginn des 19. Jahrhunderts unter Denkmalschutz rekonstruierten die Burg. Schinkel und Menzel haben auch hier gewirkt. Während des 2. Weltkrieges wurde die Burg vollständig zerstört und vom polnischen Staat ab 1960 wieder aufgebaut. Der Innenausbau erfolgte erst viel später. Die sog. Vorburg wartet noch auf die Restaurierung. Das Ausmaß der damaligen Zerstörung ist noch auf alten Bildern dokumentiert. Auf der UNESCO-Welterbeliste steht die Marienburg seit 1997. Besucher passierten damals 14 Tore mit Fallgitter, ehe sie in die Burg kamen. Die Burg galt als uneinnehmbar. Das Schloss verfügt über eine sehenswerte Bernsteinausstellung. Leider konnten wir nur durchhuschen. Der Bus warte schon auf uns und es folgte die Heimfahrt nach Berlin.
Bericht: Birgit Hach-Klarholz