Im September kann der Imker erstmals im Jahr – abgesehen von den Wintermonaten – entspannt auf Reisen gehen. Wie im jeden Jahr sind wir vom Imkerverein wieder im September auf Reisen gegangen. Warum in die Ferne schweifen, haben wir uns auch dieses Mal gesagt und sind in den Spreewald gefahren. Sabine hat uns eine schöne und abwechslungsreiche Reise zusammengestellt. Wieder hat uns Eberhardt, unser Imkerfreund aus Burg im Spreewald, begleitet und mit Informationen versorgt. Hier nun der Reiseverlauf:
1. Tag
2. Tag
3. Tag
1. Tag
Besuch der Schokoladenmanufaktur Felicitas
Die Schokoladenmanufaktur befindet sich in Hornow. Hornow ist ein kleines Dorf südlich von Cottbus. Es ist schon überraschend, dass in diesem kleinen Dorf eine über die Grenzen von Brandenburg hinweg bekannte Schokoladenmanufaktur ihren Sitz hat. Die Schokoladenmanufaktur ist eher zufällig in Hornow gegründet worden. In Hornow waren einfach gute Expansionsmöglichkeiten auf dem Gelände einer ehemaligen LPG vorhanden. Gestartet ist „Felicitas“ vor 25 Jahren ganz klein mit 2 Mitarbeitern. Damals war es noch keine Schokoladenmanufaktur, sondern nur eine kleine Schokoladenküche. Mittlerweile ist die Schokoladenmanufaktur auf 75 Mitarbeiter angewachsen. Ein wichtiger Arbeitgeber in der Region. Für den nächsten Tag wurde der Ministerpräsident des Landes Brandenburg zum 25-jährigen Jubiläum erwartet. Wir wurden mit einer Tasse Schokolade und Pralinen von der Inhaberin begrüßt. Dazu gab es einen Film über die Entstehung und Philosophie der Schokoladenmanufaktur. Der Name steht für 100 % Handarbeit. Jeden Tag werden 600 kg Rohschokolade verarbeitet. Zu Ostern und Weihnachten sind es sogar 800 kg Rohschokolade. Die Qualität des Produktes ergibt sich aus den Zutaten, hat uns die Chefin erklärt. Die Firma hat 2 Filialen in Dresden und 1 Filiale in Potsdam. Eigentlich sollte eine 4. Filiale am Flughaben Schönefeld hinzukommen. Daraus wurde aber nichts. Selbst wenn der Flughafen einmal eröffnet wird, wird es dort keine weitere Filiale geben. Diesen Plan hat die Firma inzwischen aufgegeben. Stattdessen hat die Firma einen neuen Plan umgesetzt. Am Stammsitz in Hornow wurde das „Schokoladenland“ eröffnet, eine Mitmachwerkstatt, ein Verkaufsraum, ein Cafe´ und ein Veranstaltungsraum. Geplant ist als nächstes eine gläserne Manufaktur. Auf lustige und interessante Art hat uns die Chefin die Geschichte der Schokoladenmanufaktur erzählt. Die Chefin hat uns verraten, dass sie jeden Tag 10 Pralinen aus der eigenen Produktion isst. Ob das wohl stimmt? Auf die Frage, wie sie es schaffe, dabei so schlank zu sein, hat sie eingestanden, dass der Stress sie schlank hält. Sie muss sich nicht nur um die Schokoladenfabrik kümmern, sondern auch um 2 Kinder, 2 Esel und einen Mann. Sehr kurzweilig hat uns die Chefin in die Welt der Schokolade eingeführt. Dann hieß es Abschied zu nehmen vom „Schokoladenland, der Schokoladenseite der Lausitz“. Nachmittags haben wir die andere Seite, die dunkle Seite der Lausitz, die Braunkohle und das Abbaugebiet Jänschwalde kennengelernt. Zunächst ging es nach Bad Muskau. Bad Muskau ist berühmt durch den vom Fürst Pückler geschaffenen Park. Der Park ist 600 ha groß. Davon liegen 1/3 auf deutscher Seite und 2/3 auf polnischer Seite. Stattlich steht das Schloss im Park, wiederauferstanden aus Ruinen. Während des Krieges ist das Schloss vollständig zerstört worden. Nach der Wende wurde es wieder aufgebaut. Es ist in einem königlichen rot angestrichen. Dazu hat uns Eberhardt die Anekdote der „Fürst-Pückler-Eisbombe“ erzählt. Die Anekdote kommt aus den 20iger Jahren des 20. Jahrhunderts. Nacheigentümer des Fürst Pückler-Schlosses waren die von Arnims. Zur Hochzeit der einzigen Tochter, Freda Antoinette Gräfin von Arnim, mit dem Fürst Alexander zu Dohna-Schlobidden wurde das Schloss renoviert, hergerichtet und dunkelrosa angestrichen. Böse Zungen sprachen damals unter Anspielung auf den Vorbesitzer Fürst Pückler von einer riesigen „Fürst-Pückler-Eisbombe“. Jetzt beherbergt das Schloss die Landschaftsarchitektenschule. Eine passende Nutzung wie ich finde. Allein der Park bietet vorzügliches Anschauungsmaterial für die Schüler Landschaftsarchitekten. Der Park gehört zum Weltkulturerbe der UNESCO. Um das Schloss herum ist viel Wasser künstlich angelegt. Ein beliebtes Fotomotiv ist die Fuchsienbrücke. Die Zinkgusslöwen sind neu gegossen. Sie waren nach dem 2. Weltkrieg verschwunden. In die abgestorbene Blutbuche wurde ein neuer Baum gepflanzt. Warum? Um die bestehende Sichtachse zu erhalten. Der Park lässt sich am besten mit dem Fahrrad erkunden. Zu Fuß ist der Park wegen seiner Größe schon eine echte Herausforderung. Wir haben nur eine kleine Runde gedreht, sind über die Janettenbrücke gegangen und waren in Polen. Direkt an der Grenze existiert ein großer Polenmarkt. Es war für mich der erste Besuch eines Polenmarkts. In großen Hallen reiht sich Geschäft an Geschäft. Fast alles gibt es zu kaufen, von getrockneten Pilzen bis zu Gardinen. Ganz locker werden dort in Großgebinden Gifte gegen Unkraut und Insekten verkauft.
Weiter ging es zu der schwarzen Seite der Lausitz, in das Braunkohleabbaugebiet Jänschwalde. Eberhardt hat uns von der Vertreibung der betroffenen Bewohner erzählt. Viele Dörfer mussten der Braunkohle weichen. Davon betroffen waren auch die Einwohner von Horno. Die Einwohner von Horno haben 26 Jahre für ihren Ort gekämpft. Vergeblich. Jetzt wohnen sie in Neu Horno. Ein Ort aus der Retorte. Der Ort sieht gepflegt aus, menschenleer, ein bisschen steril. Einen Blick über das Braunkohleabbaugebiet haben wir vom Aussichtspunkt Jänschwalde geworfen. Vor uns ein „liegender Eifelturm“. So groß ist das Gerät, mit der die Kohle vollmaschinell abgegraben wird. Auf Transportbändern wird die gewonnene Kohle direkt in das Kraftwerk zur Kohleverstromung gebracht. Der Abraum wird auf der einen Seite direkt wieder ausgespukt. Eine öde Landschaft soweit das Auge reicht. Im Hintergrund die dampfenden Kühltürme des Kraftwerks. Auf der anderen Seite des „liegenden Eifelturms“ ebenfalls Ödnis. Erde, die auf den Abbau wartet. Der Mutterboden und die Bäume und Sträucher sind bereits entfernt. Kein bisschen grün ist zu sehen. Das Kraftwerk Jänschwalde ist mit 3000 Megawatt das 3. größte Kraftwerk Deutschlands. Mit einem CO2 – Ausstoß von 23,3 Mio. Tonnen verursacht das Kraftwerk die vierthöchsten Treibhausgasemissionen aller europäischen Kraftwerke. Jeden Tag benötigt das Kraftwerk 80.000 t Braunkohle. Für die Region ist die Braunkohle ein wichtiger Arbeitgeber. Außer Tourismus gibt es sonst kaum Arbeitsmöglichkeiten für die Menschen. Später in Peitz haben die Menschen mehrfach ihre Sorge zum Ausdruck gebracht. Sie wissen nicht wie es weiter gehen soll, wenn das Kraftwerk Jänschwalde dicht gemacht wird.
Letzte Station des Tages war Peitz, eine früher einmal sehr bedeutsame Festungsstadt. Dort haben wir im Hotel „Zum Goldenen Löwen“ übernachtet. Leckeres Abendessen hat uns erwartete. Die Spezialität des Hauses war eine Karpfenbratwurst. Die Spreewaldgurke in allen Variationen fehlte nicht. In Peitz gibt es die größten Karpfenteiche der Welt.
2. Tag
Peitz und Spreewald
Anlässlich einer Stadtführung hat uns unser Stadtführer die geschichtliche Bedeutung des Ortes erklärt. Peitz ist eine ehemalige Festungsstadt. Zum Schutz der Stadt wurde Mitte des 16. Jahrhunderts mit dem Bau einer Festung begonnen und vor der Stadt 5000 Morgen große Teiche sowie zu deren Flutung der Hammergraben angelegt. 1559-1562 wurde die Zitadelle, die obere Festung gebaut. Es folgte 1590-1595 die Festungsanlage um die Stadt, die untere Festung. Der Bau wurde vom Festungsbaumeister Graf Rochus zu Lynar geleitet, der auch als Erbauer der Zitadelle Spandau gilt. Es waren viele Soldaten in der Stadt stationiert. In der Stadt lagerten Waffen und Munition für 30.000 Soldaten. Versorgt wurden die Soldaten von etwa 90 Kneipen. Auf Befehl des preußischen Königs Friedrich II wurde 1767 die Festung weitgehend abgerissen. Erhalten ist der Festungsturm und die Malzhausbastei. Der rd. 36 Meter hohe Festungsturm hat Außenmauern, die bis zu 6 m dick sind. Seit Ende des 16. Jahrhunderts wird in den Peitzer Teichen Fischzucht betrieben. Der Name „Peitzer Karpfen“ soll überregional bekannt sein. Das Peitzer Teichgebiet ist mit rd. 1000 ha das größte zusammenhängende Teichgebiet Deutschlands. Nach der Wende hat der Ort bevölkerungsmäßig einen Aderlass erlitten. Wenn der Tagebau in Jänschwalde schließt, ist zu befürchten, dass sich dieser Trend fortsetzt. Daher setzt der Ort auf Tourismus. Der Wirt vom Hotel „Zum Goldenen Löwen“ versucht durch attraktive Arrangements Touristen in die Stadt zu holen. Zu diesem Arrangement gehört auch eine Kahnfahrt durch den Spreewald. Den Nachmittag haben wir auf der Spree verbracht. Der Wirt hat uns durch den Spreewald gestakt. Es war sehr malerisch. Kaum Touristen unterwegs. Das Wetter hat auch weitgehend gehalten. Der Wirt hatte vorgesorgt und Schirme mitgebracht. Zwischendurch haben wir angelegt. Es gab Kaffee und Kuchen. Unterwegs gab es Gurkenstationen. In die Boote gereicht wurden uns Schmalzbrot und verschiedene Gurkenvariationen: Salzgurke, Gewürzgurke, Senfgurke… Mir hat es die Senfgurke angetan. Zwei Schleusen haben wir passiert. Wieder haben Kinder die Schleusen bedient. Das Schleusen ist bei den Kindern beliebt, weil es ein einträgliches Geschäft ist. Es gibt gute und schlechte Schleusen. Gut und schlecht richtet sich danach, wieviel Kanus die Schleuse passieren. Die Touristen geben zum Dank für die Mühe der Kinder eine Münze. Der Wirt erzählte uns, dass er als Kind auch geschleust hat. Am Ende des Tages ist ein schönes Sümmchen zusammen kommen.
3. Tag
Auf dem Programm stand zunächst ein Kurzbesuch in Dissen. Im letzten Jahr waren wir auch in Dissen gewesen und haben uns das Museum mit Kirche, das mittelalterliche Dorf und den Kräutergarten angesehen. Diesmal stand auf dem Programm die neu errichtete Schauimkerei des örtlichen Imkervereins. Innerhalb eines Jahres ist eine kleine Sammlung zusammen gekommen. Im Juni des Jahres ist die Sammlung zur Landpartie des NDR eingeweiht worden. Besonders gefallen hat mir der dazugehörende Wildgarten mit reichlich blühender Cosmea. Im Hintergrund war das Geschnatter der Gänse zu hören. Überhaupt haben wir viele Gänse auf den Wiesen gesehen. Sie leben noch bis Weihnachten. Weiter ging es zum Dorf- und Erntefest nach Raddusch. Das Dorf- und Erntefest wird jedes Jahr – immer in einem anderen Ort im Land Brandenburg – gefeiert. Das ganze Dorf war ein einziger Festplatz. Am Ortseingang standen die Auto-Oldtimer, dann kamen die Buden und Festzelte. Lange Zeit habe ich dem Treiben auf der Bühne des RBB in der Dorfmitte zugeschaut. Viele Zuschauer standen dort in sorbischer Tracht. Auf der Bühne drehte sich alles um die sorbische Kultur. Es wurden sorbische Bräuche vorgestellt, auch bekannte sorbische Liedermacher haben in der sorbischen Sprache gesungen. Die Moderatoren redeten erst sorbisch. Dann haben sie alles übersetzt. Es wurden die Bräuche mit den Trachten erklärt. Der Reichtum eines Ortes ließ sich an seiner Tracht, an der Borte am Rock und der Breite der Spitze, ablesen. Jeder Ort hat seine eigene Tracht. Die Gürtel sind mit Perlen bestickt. Haube und Brusttuch bestickt die Trägerin immer selbst. Jeder Anlass hat seine eigene Tracht. Es gibt die Tracht für den Kirchgang und die Arbeitstracht. Die Farbe der Trauer ist weiß.
Letzte Station unserer Fahrt war Lübbenau. Dort machten wir noch einen Abschiedsspaziergang mit Eberhard, unserem Reiseführer aus dem Spreewald, um dann wieder nach Berlin zurück zu kehren. Eine gelungene Reise. Wir freuen uns schon auf die Fahrt im September 2018.
Birgit Hach-Klarholz