Ungewöhnlich hohe Verluste für Berliner Imker über den Winter
Bienen auf einer Bienenwabe in Alt Zeschdorf im Landkreis Märkisch-OderlandFoto: picture alliance / Patrick Pleul
B.Z., 30. April 2017 09:08 Aktualisiert 15:21
Etwa ein Fünftel der Berliner Bienenvölker ist nicht über den Winter gekommen. Das sind mehr als üblich.
Die Mitglieder des Imkerverbands hätten damit höhere Verluste als üblich hinnehmen müssen, sagte der Verbandsvorsitzende Benedikt Polaczek der Deutschen Presse-Agentur. In der Vergangenheit hätten die Werte deutlich niedriger gelegen, bei 10 bis 13 Prozent.
Wahrscheinlich spielten mehrere Ursachen eine Rolle, so Polaczek. Eine Schlüsselrolle komme den Winterbienen zu, die ausreichend Fettreserven bräuchten, um das Volk über den Winter zu bringen. Pestizide seien in der Stadt aber weniger ein Problem als auf dem Land.
Auch Brandenburger Imker mit heftigen Verlusten
Auch Brandenburger Imker hatten kürzlich heftige Verluste beklagt – dort starben laut Angaben 40 Prozent der Bienenvölker. Als Hauptursachen wurden die Varroamilbe, die Ausbreitung von Mäusen und der Klimawandel genannt.
Neben dem Imkerverband mit rund 1200 Mitgliedern, vor allem Hobby-Imkern, gibt es in Berlin zahlreiche nicht organisierte Halter. Der ganz große Stadtimker-Boom ist aus Sicht Polaczeks aber vorbei. „Die Leute haben begriffen, dass Imkerei Arbeit ist und auch Geld kostet.” Rund 1000 Euro müssten Interessierte für den Start der ersten eigenen Bienenvölker aufbringen. „Es ist auch eine Verpflichtung, dann für die Bienen zu sorgen”, sagte Polaczek.
Er misst das Interesse an der Nachfrage nach kostenlosen Einführungskursen in die Imkerei, die er an der Freien Universität gibt. Der Höhepunkt sei vor etwa drei Jahren mit bis zu 165 Teilnehmern an manchen Kurstagen gewesen. Seitdem sei die Interessentenzahl wieder rückläufig.
Stadtbienen schwärmen erst Anfang Mai aus
Mit dem ersten Schwärmen der Stadtbienen rechnet Polaczek in diesem Jahr erst in diesen Tagen, Anfang Mai. Das sei etwas später als zuletzt. „In früheren Jahren war es im April schon viel wärmer”, so der promovierte Agraringenieur und Imkermeister. Zu dieser Jahreszeit vergrößert sich das Bienenvolk. Es versucht mit dem Schwarmtrieb, sich zu teilen und so seine Staaten zu vermehren. Imker versuchen, dies kontrolliert zu lenken.
Eine Biene Ende März auf der Krokuswiese im Humboldthain (Foto: Christian Barth)
Grundsätzlich sieht Polaczek die Stadtbienen bei guter Gesundheit. Das liege auch daran, dass Städter eher ein Verständnis für bunte Landschaften hätten – Blumenvielfalt an Baumscheiben und auf Balkonen etwa seien genau das, was Insekten brauchen. Die Artenvielfalt kann deshalb in der Stadt höher sein als in Gebieten mit intensiver Landwirtschaft. Mit dem Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und dem Anbau in Monokulturen geben Umweltschützer der Branche eine Mitschuld am Rückgang von Insektenarten – auch hier ist die Stadtbiene eher im Vorteil.
Dennoch begrüßt der Berliner Imkerverband, dass die Stadtreinigung BSR kürzlich den Verzicht auf den umstrittenen Unkrautvernichter Glyphosat angekündigt hat. „Es gibt keine Chemie ohne Nebenwirkungen”, so Polaczek. Weitere für Bienen schädliche Stoffe wie Insektizide aus der Gruppe der Neonikotinoide kämen allerdings auch in Produkten vor, die Anwender für harmlos halten, betont er. Die Stoffe könnten etwa in Mitteln zur Entflohung von Haustieren enthalten sein.